Es sind mehrere verschiedene Ursachen für die Entwicklung von Desmoiden bekannt. Nicht bei jedem Patienten lässt sich genau nachvollziehen, warum der Desmoid entstanden ist, aber häufig lässt sich die Verbindung zu einer oder mehreren der genannten Ursachen herstellen. Warum bei einigen Menschen ein Desmoid entsteht und bei anderen unter den gleichen Voraussetzungen nicht, lässt sich, wie bei den meisten anderen Erkrankungen, nicht sagen.

Verletzung

Häufig wurde beschrieben, dass Desmoide an der Stelle von ehemaligen Verletzungen entstehen. Dies können Verletzungen durch Unfälle (zB. Brüche) sein oder auch Narben früherer Operationen.

Mögliche Erklärungen hierfür sind:
Desmoide bestehen aus derbem Bindegewebe, das dem Gewebe ähnlich ist, aus dem auch Narben bestehen. Man vermutet, dass Menschen, bei denen ein Desmoid entsteht, einen Defekt in diesem Narbengewebe entwickeln, wodurch sich dann ein Desmoid bildet. Eine weitere Erklärung ist, dass nach Verletzungen im Körper Stoffe ausgeschüttet werden, die Zellen zum Wachstum anregen. Dies ist für die Wundheilung und die Narbenbildung nötig. Diese Stoffe können aber auch das Wachstum von Desmoidzellen begünstigen.

Dies ist der Grund, warum einige Ärzte eher zurückhaltend mit Operationen sind.

Hormone

Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen und der Entstehung von Desmoiden. Das Östrogen scheint - auch bei Männern - Desmoide zum Wachstum anzuregen. Der genaue Mechanismus, wie dies geschieht, ist noch nicht geklärt. (siehe hierzu auch 'Antihormonelle Therapie')

Es gibt aber einige Anhalte für diese Vermutung:

  • Desmoide entstehen vor allem bei Frauen im gebärfähigen Alter. Das Verhältnis von erkrankten Frauen zu Männern ist 3,5 : 1, d.h. auf einen erkrankten Mann gibt es ca. 3 erkrankte Frauen.
  • Desmoide treten auch vermehrt nach oder während Schwangerschaften auf (diese sind aber häufig weniger aggressiv als andere Desmoide).
  • es sind Fälle bekannt, in denen Desmoide nach der Menopause (also nach den Wechseljahren) spontan kleiner geworden oder ganz verschwunden sind.
  • bei Frauen wachsen Desmoide häufig schneller als bei Männern. Nach der Menopause ist das Wachstum allerdings gleich schnell. Und nach der Menopause sind Desmoide auch gleich häufig bei Frauen wie bei Männern.
  • es wurden Östrogenrezeptoren bei Desmoiden nachgewiesen. Dies sind Stellen, an denen das Östrogen an die Zellen ‚andocken’ kann.

Aus diesen Überlegungen heraus werden einige Desmoide mit Antiöstrogenen behandelt.

Werden Desmoide vererbt? – die FAP

Desmoide werden im allgemeinen nicht an die Kinder vererbt. Es ist nicht bekannt, dass Kinder eines an Desmoid erkrankten Elternteils ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Desmoid haben. Der einzige Zusammenhang, in dem Desmoide vererbt werden können, ist gemeinsam mit einer FAP (familiäre adenomatöse Polyposis coli). Die FAP ist eine Erkrankung bei der die Patienten sehr viele Polypen (Ausstülpungen) im Dickdarm entwickeln und diese Patienten besitzen auch ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Desmoiden. Die FAP ist vererbbar und wird an einen Teil der Kinder weitergegeben.
In diesem Zusammenhang kann also auch das Risiko für die Entstehung von Desmoiden weitervererbt werden. Innerhalb der Gruppe der Patienten, die an einer FAP erkrankt sind, gibt es einige Familien, in denen besonders häufig Desmoide vorkommen.

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